Zu wessen Wohl?
17. Juli 2010 von admin
Die einstige industrielle Hochburg Deutschlands, das bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen, hat eine neue Regierung. Die Verweigerer und Demontage-Leute haben sich die Macht im Lande zurückgeholt, weil die anders gefärbten keine Alternative boten. So ist es eben: Demokratische Wähler wählen immer das „kleinere Übel“, um es nach der Wahl als das größere zu erleben. Warum das so ist? Vielleicht liegt es an dem, was der grüne Landtagsabgeordnete Arif Ünal am 9.6. 2010 in seinem Antrag ausdrückte, aus der Vereidigungsformel den Satzteil „Zum Wohle des deutschen Volkes“ zu entfernen. Er wollte sich darauf nicht verpflichten lassen. Verständlich! Als Türke fühlt er sich dem Wohl des türkischen Volkes verpflichtet. Doch warum sitzt er dann in einem deutschen Landtag. Offensichtlich weil er dort dem Wohle seiner Heimat und seiner Landsleute dienen kann.
Unverständlich ist nur, warum alle Abgeordneten seinem Antrag einstimmig zugestimmt haben. Sind die etwa getürkt? Wessen Wohl haben die wohl im Sinn, wenn schon nicht das des deutschen Volkes? Was sie selbst auf die Frage antworten würden, kümmert kaum noch. Denn sie sagen doch nur noch das, was das Publikum, vor dem sie sprechen, gerade gerne hören will, und das gaben ihnen Meinungsforscher vor. Wenn man sie „biblisch“ gesehen, an „ihren Früchten erkennen“ wollte, kämen nur zwei Personengruppen, zu deren Wohl sie tätig sind, in Frage, die Shareholder der Banken und die Minderheit unter den Arbeitslosen, die eigentlich gar keine Arbeit, sondern nur mehr Harz IV haben wollen.
Die Banker erfreuen die Verhinderer aller „real-produktiven“ Investitionen [man muss das so blöde ausdrücken, weil inzwischen die Banker selbst ihre Finanzschnäppchen „Produkte“ nennen] weil sie mehr Geld für den Kauf deren „Produkte“ frei setzen; die andere Klientel freut sich, weil durch die Verhinderungen die Arbeitsplätze, bei denen man sich die Hände schmutzig machen könnte, ins Ausland verschwinden. Das enthebt sie der Pflicht, umständlich erklären zu müssen, weshalb diese Arbeitsplätze für sie nicht in Frage kommen.
Offensichtlich stellen diese beiden Personengruppen inzwischen die Wählermehrheit, denn nach den gängigen Politbarometern entscheidet sich eine Mehrheit für die rot-grüne Variante der Verhinderungspolitik. Oder kann man Meinungsumfragen so wenig glauben wie den Politikern, weil sie nur das wiedergeben, was ihre Auftraggeber gerne hören wollen? Verständlich! Denn die bezahlen schließlich für das Ergebnis, während Politiker dafür kassieren. Aber was schimpfen wir auf etablierte „Politiker“, sie bewegen sich auch nur in dem Rahmen, der ihnen vorgegeben wird, und schreiten – wie alle anderen auch – treu doof vorwärts von Fall zu Fall. Wer den Kurs einstellt, interessiert kaum jemanden.
Aber sind die Rot-Grünen (und ihre Nachplapperer in den anderen Parteien) wirklich nur Verhinderer? Sie wollen doch den Umbau der Gesellschaft auf einer neuen „progressiven“ Energiebasis. Die Umstellung erfordert Arbeit. Zu diesem Zweck lassen sie sich von Wissenschaftlern bestätigen, dass eine 100 prozentige Versorgung Deutschlands mit „erneuerbarer“ Energie möglich sei. Kürzlich lieferte sogar die „neutralen“ Regierungsstelle, Umweltbundesbundesamt (UBA) eine solche mit dem anspruchsvollen Titel „Energieziel 2050: 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen!“ Ihre Presseerklärung behauptet: „Die neue UBA-Studie zeigt: Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien ist realistisch!“ Wer, wie auf innovative Finanzpapiere, darauf hereinfällt, hat selbst Schuld.
Ungläubige werden sich fragen, wie viele Menschen dann wohl noch in Deutschland arbeiten werden. Nun, das könnten sehr viele sein, denn bei der Bedienung von Hacke und Schaufel kommt es auf die Energieverfügbarkeit kaum noch an. Eher wäre zu fragen, wie viele Menschen in Deutschland von ihrem Arbeitsergebnis auf welche Art dann noch leben können. Bei vaganer Ernährung mit einem Guru für angenehmes Fasten und in einer vollisolierten Wohnung auf naturbelassenem Strohsack, könnte das eine beträchtliche Anzahl sein – wenn auch sicher nicht so viele, wie zur Zeit noch in Deutschland leben. Doch sorgt die Familienpolitik der Verweigerer vor, sie wird die Bevölkerung schon bald auf das dann noch „tragfähige“ Maß heruntergefahren haben – vor allem, wenn sich dann die Zuwanderer aus der rot-grünen Wohlstandidylle wieder verabschieden, um in den ausgewanderten Betrieben besser bezahlte Arbeit zu finden.
Sie glauben nicht, dass es soweit kommt? Haben Sie Gründe für Ihre Zuversicht oder einen Fernseher? Schauen wir uns die Wirtschaftlichkeit der Alternativen der Verweigerer etwas näher an. Eine „moderne“ 1,5 MW Windmühle besteht aus 250 t Stahl, zu deren Erzeugung in einem modernen Stahlwerk 1,7 Mio. kWh Energie (zu meist ausstiegsbedrohte Kohle) erforderlich ist. Dazu kommen 100 t Zement und 30 t anderer Materialien. In den Materialien stecken nach Angaben, die man unter „Spezifischer kumulierter Energieverbrauch im produzierenden Gewerbe“ beim Statistischen Bundesamt finden kann (ich habe sie von Dr. Niemann bekommen), alleine schon insgesamt 2,4 Mio. kWh. Nun verbrauchen die Arbeiter, die die Materialien herstellen und daraus Räder machen, die sich im Winde drehen, einen Lebensunterhalt, der ebenfalls mit Hilfe von Energie hergestellt werden muss. Man kommt – über den Daumen [und zwar über die Lohnkosten und die Formel, wonach zur Wertschöpfung von einem Euro BIP durchschnittlich 2,4 kWh Primärenergie aufgewandt werden] – knapp gerechnet auf 7,5 Mio. kWh. Damit steht die Anlage aber noch nicht. Sie muss aufgestellt werden, wenn die Genehmigungen und das nötige Kapital beschafft worden ist. Bei der zuständigen Bürokratie fallen vor allem Personalkosten an, die umgerechnet 1,8 Mio. kWh entsprechen. Das ist aber noch immer nicht alles, denn in zwanzig Jahren Betriebszeit fallen für Wartung, Reparaturen und die Auszahlungen an Kapitalgeber, die dafür möglicherweise sich etwas Schönes kaufen, ebenfalls Kosten an. Sie sollen mit der Einspeisevergütung von 10ct/kWh als abgegolten gelten, entspricht rund 10,8 Mio kWh. Wenn man alles zusammenzählt kommt man auf einen Energieaufwand pro 1,5 MW Windmühle von 22,5 Mio. kWh. Dabei ist die Entsorgung nicht berücksichtigt.
Ein Windrad bringt es in Deutschland im Durchschnitt angeblich auf 1500 Volllaststunden [an der Küste rechnet man mit 2000 Vollaststunden im Binnenland hochgegriffen mit 900]. Demnach liefert das 1,5 MW-Windrad 2,25 Millionen kWh Strom. Um die gleiche Strommenge zu erzeugen, wären beim schlechten Wirkungsgrad von 1/3 des inzwischen wegen verhinderter Neuinvestitionen veralteten Kraftwerkparks 6,75 Millionen kWh Primärenergie nötig. Bis das Kraftwerk die dafür verausgabte Energie eingespielt hat, müsste es an der windreichen Küste 2,5 Jahre im Binnenland 5,5 Jahre arbeiten.
Nun müssen, wenn man ständig – und nicht nur, wenn der Wind bläst – Strom haben will „Dinosaurier Kraftwerke (im Sprachgebrauch der Verweigerer) vorgehalten werden, deren Herstellungskosten jedenfalls für die fehlenden Vollaststunden anteilig zu Buche schlagen würden wie auch ihre Effizienzminderung, für die Zeit, in der diese bei günstigem Windangebot im „stand by“ gefahren werden müssen. Für eine entsprechende Abrechnung fehlen mir die Daten und ich kenne niemanden, der diese Verluste berechnet hat.
Mit solchen Anlagen und ohne vernünftige Stromspeicher kann man „100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen“ nur auf dem Papier und in den Medien erzeugen, um sie dem Wahlpublikum als Bären aufzubinden – was offensichtlich gelingt, sonst gäbe es andere Parteien. Nehmen wir zum Vergleich die Amortisationszeiten der Kraftwerke mit Treibstoffverbrauch, die der Energiewirtschaftsprofessors Joachim Grawe auf ähnliche Weise berechnet hat. Danach haben Kernkraftwerke, die in sie investierte Energie nach 3 Monaten, Steinkohlekraftwerke nach 4 Monaten, Wasserkraftwerke nach 14, aber die von Verhinderern besonders geschätzten Photovoltaikanlagen erst in 100 Monaten aufgebracht.
„Aber Kohle ist doch wie Uran oder Thorium endlich.“ Im Prinzip stimmt das, aber nicht praktisch, wenn man nicht – wie die Verhinderer fordern – auf das Nachbrüten von Uran und Thorium verzichtet und nicht die 95% Uranoxid im Abbrand der Kernkraftwerke ohne Wiederaufbereitung entsorgt. „Aber das ist doch so gefährlich.“ Wer sagt ihnen das, in wessen Auftrag? oder glauben Sie immer noch an den „heiligen Gott steh mir bei“ (sehen Sie mal unter dem Bett nach, ob da wirklich einer liegt). Wussten Sie, dass man mit dem Hochtemperaturreaktor aus dem bösen CO2 Methan (also Erdgas) herstellen kann. Die Verhinderer verhinderten das in Deutschland und packen CO2 lieber als gefährliche Druckluftbombe unter die Erde – so gerade in Berlin beschlossen.
Nationen, deren Bevölkerung noch etwas will und sich noch nicht durch die Medien interessierter Kreise und Verhinderungspolitiker haben verblöden und in Panik versetzen lassen, bauen auf Kernenergie. In Asien sind derzeit 43 neue Reaktorblöcke im Bau, in den übrigen Nationen ganze 12. In den USA, die ihren Atomkraftwerken die Laufzeit von 40 auf 60 Jahre verlängert haben (bei uns 32!), wagt gerade ein Unternehmen, ein KKW, dessen Bau in den 1980er Jahren wegen der grünen Mode unterbrochen wurde, fertig zu stellen. Bei uns? – Vergessen sie es, bei den Wählern!
Das mit 5,3 Mio. Einwohnern kleine Finnland, in dem gerade der neue Europäische Druckwasserreaktor mit Zeitverzögerungen und überhöhten Kosten gebaut wird, ließ sich dadurch nicht beirren. Am 1. Juli beschloss das Parlament (laut Radiosender Yle) dem finnischen Unternehmen Teollisuuden Voima (TVO) den Bau von Leichtwasserreaktoren mit einer Kapazität von 4,6 Gigawatt und der Firma Fennovoima Atomreaktoren zwischen 1,5 und 2,5 Gigawatt zu erlauben. In dem Land, dessen Bildungssystem nach der Pisa Studie das beste in Europa ist, sind bereits 4 Kernkraftwerke in Betrieb. Dort scheint man sich des eigenen Kopfes noch zu bedienen, hier glaubt man modischen „Experten“.
Das türkische Parlament, das sich wahrscheinlich nicht an einer Formel wie „zum Wohl des türkischen Volkes“ gestoßen hätte, hat am 14.7. dem russisch-türkischen Regierungsabkommen über den Bau des ersten Atomkraftwerkes in der Türkei zugestimmt. (Seine bisherigen „Verbündeten“ hatten das zu verhindern gewusst.) Laut seinem Pressedienst vom 15.7., ist der Bau von vier Energieblöcken des russischen wassermoderierten und wassergekühlten Druckwasser-Reaktors (AKW-2006) mit je 1,2 Gigawatt Leistung vorgesehen. Sie könnten 2016 arbeiten, wenn die „Völkergemeinschaft“ sie nicht wie im Irak 1981 durch israelische Bomber zerstören lässt.
Südkorea will bis zum Jahr 2030 80 Kernkraftwerke im Wert von insgesamt 400 Milliarden $ exportieren. Den Anfang machte ein Vertrag mit den Vereinigten Arabischen Emiraten über 4 Reaktoren. Russland hat Verträge mit China Verträge über den Bau kerntechnischer Anlagen, darunter zweier Schneller Brutreaktoren, es vereinbarte auch Indien 12 Reaktorblöcke zu liefern. Für den Eigenbedarf will Russland nach Auskunft von Präsident Putin vom 9.12. 2009 im kommenden Jahrzehnt 30 – 32 neuer Kernkraftwerke in Dienst nehmen. Zusätzlich werden „schwimmendes Kernheizkraftwerk mit geringer Leistung“ zu geringen Kosten für die Versorgung von je rund 200.000 Menschen in Serie gebaut, um sie in abgelegenen Fluss- oder Meeresküsten anzulanden und bei geringer Wartung dort langfristig zu betreiben.
Wen die Götter vernichten wollen, den wiegen sie im Wahn. Was sind das für Götter, die das mit Europa besorgen? Wer weiß das schon. Doch den Wahn kennt man, es ist der Wahn, Geld würde arbeitet und man könne sich unterdessen als braver Verhinderer betätigen. Auch wenn fast alles käuflich ist, ein gelungenes Leben ist es nicht.
(Wenn Sie es mit der Kernenergie ehrlich meinen, lesen Sie mal, „Ehrlich streiten über Kernenergie“, 70 Seiten, abrufbar unter www.biokernsprit.org)