Der Spatz nimmt hitzefrei, der nächste am 18.7.
3. Juli 2010 von admin
Bist Du nicht willig, dann… Krise
Die politische Klasse hat wieder ihren Bundespräsidenten, einen, den sie verdient. Er hat sich als Vorteilbeschaffer für Windenergiefirmen und rotlichtmilieu-süchtige Staatsanwälte und deren Deckung im Justizapparat bestens bewährt. Aber lassen wir’s: Diese Klasse ist wie gewählt. Sie rekrutiert sich aus sich selbst und ihre Wähler interessiert es nicht.
Gut ein Drittel der Unternehmensgewinne (35,69% im Krisenjahr 2009) entfallen auf die „virtuelle Wertschöpfung“, das heißt auf Wertpapiere „systemrelevanter“ Investmentbanken, die nur durch Schuldforderungen (credit based etc.) gedeckt sind. Einen Teil dieser Gewinne beziehen sie aus Absicherungsgeschäften der realen Wirtschaft gegen Kurs-Volatilität. Denn, liefert ein deutsches Unternehmen zum Beispiel ein Werk – sagen wir nach Dubai – und erfolgt die Zahlung erst zu einem späteren Zeitpunkt, dann muss das Unternehmen Sorge tragen, dass die vereinbare Zahlung in Dollar nicht durch Kursverlust unter die Gestehungskosten des gelieferten Werkes, die in Euro anfallen, absinkt. Das Unternehmen wird mit dem Hedge-Fonds einer Investmentbank ein Termingeschäft (Derivat) über den Verkauf der aus der künftigen Zahlung zu erwartenden Dollarsumme zum gegenwärtigen Wechselkurs abschließen. Für die Übernahme des Risikos durch die Investmentbank muss das Unternehmen eine deftige Prämie bezahlen, dazu allerlei Gebühren für den Vertragsabschluss, die Verwaltung, Provisionen usw. Diese Kosten heben die Preise und belasten das Geschäft auf dem globalen Märkten mit realen Gütern.
An der Volatilität der Finanzmärkte (der Wechselkurse, Zinskurse etc.) verdienen Investmentbanken so gut, dass sie selbst durch Termingeschäfte „nur so“, d.h. durch Wetten auf Kursschwankungen solche auslösen. Allerdings benötigen sie dazu große Geldbeträge. Diese beschaffen sie sich unter anderem durch den Weiterverkauf der Risiken in Form neuer Finanzprodukte an Schnäppchenjäger. Das krasseste Beispiel für eine künstliche Volatilität lieferte Georgos Soros am 16. Okt. 1992, als er gegen die Stützungsbemühungen der nicht gerade armen Bank of England das britische Pfund aus dem Europäischen Wechselkursverbund herausspekulierte und dabei über Nacht 1,4 Mrd. $ Gewinn machte. Zu solchen Geschäfte braucht man viel Geld, also die Rückendeckung oder den Auftrag der „systemrelevanten“ Investmentbanken.
Künstliche Volatilität dieser Art finden laufend in irgendwelchen Sektoren statt. Sie dienen ausschließlich der Vermögensumverteilung. Voluminöse Investmentbanken und ihre vermögenden Insider (Manager, Shareholder, Großkunden usw) leiten vorsichtig eine Hochspekulation (durch Kauf) oder Herunterspekulation (durch Verkauf) bestimmter Werte (Währungen, Aktien, „innovativen Finanzprodukte“ etc.) ein. Danach erhalten „anerkannte“ Medienleute einen Tip in des Wortes doppelter Bedeutung und entfachen einen „Hype“ unter Schnäppchenjägern, die ihnen auf den Leim kriechen. Das medial genasführte Publikum kauft noch, wenn sich die Macher bereits aus dem Geschäft vorsichtig zurückziehen und den Kursgewinn einstreichen. So wird planvoll von unten nach oben „umverteilt“ – was Regierungen „stützen“ wollen.
Mit dem Essen kommt der Appetit und werden diese Art Finanzgeschäfte immer „gewagter“. Nachdem die vorhandenen Vermögensspielräume weitgehend ausgeschöpft waren und die Privatisierung von Staatsbetrieben den Global Playern für die Zeit nach den Finanzspielereien kostengünstige Hebel zur Handhabung der realen Wirtschaft eingebracht hat, geht es nun an die „Privatisierung“ der Steuern, letztlich mit dem Ziel, den Staat als potentiellen Schutz der Bürger auszuhebeln. Das heißt: Staaten werden über gekaufte oder verblödete (Sie können wählen) Politiker animiert, auf Pump den Banken unverkäufliche Wertpapiere abkaufen zu lassen. Dies soll „zum Schutz“ geprellter „Investoren“ geschehen, zu denen wohl auch Verwalter von Rentenversicherungen mit guten persönlichen Beziehungen zu Investmentbankern (die ihnen den Job verschafften) gehören. Der Schutz gilt den „systemrelevanten“ Banken, die ihre „innovativen Produkte“ in Umverteilungsabsicht auf den Weg gebracht hatten. Sie werden „entschädigt“ (selbst wenn Gesetz und Vertrag dies verbieten). Die Schuldscheine der Staaten (für die ebenfalls eine große Anzahl „innovativer“ Varianten erfunden wurde) sind ausschließlich durch Steuereinnahmen als Sicherheit gedeckt.
Ein solches Spiel ist endlich. Das absolute Ende wäre erreicht, wenn der Rest der Bevölkerung, ihrer Regierungen und Unternehmen restlos an die „systemrelevanten“ Investmentbanker verschuldet jeder Kreditwürdigkeit beraubt sind. Manche meinen, das sei noch weit weg, weil sie persönlich ohne Schulden ein Häuschen und etwas Geld auf dem Konto haben. Das täuscht. Das machbare Ende lässt sich früher herbeiführen. Aber warum überhaupt?
Nun, welchen Spaß macht es, auf dem Markt „Geld zu machen“, wenn man es sich in beliebigem Umfang selbst kreieren kann? Das können die „systemrelevanten“ Großbanken, die sich trotzdem mit Steuergeldern „stützen“ lassen. Bei ihnen handelt es sich um die Eigentümerbanken des Federal Reserve Systems, die gegen Schuldscheine der USA die Dollars, das heißt das bisherige Weltgeld, liefern durften. Die Schuldscheine sind das „high powered money“, das Banken als Rücklage zu 4% auf ihr Eigenkapital halten müssen und ihnen (je nach Rating) die Geldschöpfung aus dem Nichts um das 25- bis 100-Fache des Nominalwertes ihrer Reserven erlaubt. Am Geld liegt diesen Leuten wenig, auch wenn geldgierige Neider das nicht glauben wollen. Es ist nur ihr Hebel, um ihre eigentlichen Gelüste zu befriedigen. Diese teilen sie mit vielen „Großen“ wie Alexander, Konstatin, den „großen“ Päpsten und sonstigen Herrschern, und sie wurden schließlich Leuten wie Hitler oder Stalin mehr oder weniger glaubhaft unterstellt: Weltregierung, „sein wie Gott“ und entscheiden, wo es mit der Menschheit „lang geht“, usw. Denn das zu können, soll Spaß, richtig Spaß machen. Das alles natürlich immer zum „Wohle der Menschen“, wie die Geschichte gezeigt hat. Das Wohl wird heute schon vorab auf diejenigen eingeschränkt, die die „Umstrukturierung“ auf Weltregierung überleben dürfen.
Bundesregierung und Parlament mit angeblicher Budget-Hoheit haben im Mai 2010 im Handumdrehen zig Milliarden € „wegen der Sicherheit unseres Geldes“ und zur „Entlastung der systemrelevanten Banken“ locker gemacht, das heißt zu Gunsten derer, die die Unsicherheit unseres Geldes arrangieren, um uns tiefer in die Schulabhängigkeit zu drücken und dadurch wirtschaftlich und politisch impotent zu machen. Hinterher erklären uns die „anerkannten Medien“ so süffisant wie folgenlos: „Es fällt schwer, dem Eindruck zu widersprechen, dass Politik, gefangen in einem Netz vor allem wirtschaftlicher Sachzwänge, von ,den Märkten‘ so stark eingeschnürt werde, dass in Berlin, London, Paris oder Washington nur noch ein Schauspiel aufgeführt wird, das demokratische Selbstbestimmung simuliert.“ (Günther Nonnenmacher, Die Krise der Politik, FAZ 15. 6. 2010).
Aber es sind nicht nur unsere hochverehrten Politiker, die uns mit Hilfe der „anerkannten“ Medien erfolgreich über den Tisch ziehen. Viele rutschen freiwillig drüber. Als der Dollar so richtig ins Trudeln kam, weil man für Dollar außer raffinierten Waffen kaum noch etwas Vernünftiges kaufen kann (das Handelsbilanzdefizit der USA liegt im Bereich von 40 Milliarden Dollar pro Monat!), zogen die Ratingagenturen der Investmentbanken die rote Griechenlandkarte, welche die skrupelloseste unter ihnen (Goldman Sachs), mit Hilfe griechischer Politiker seit 2003 zu eben diesem Zweck verdeckt ins Spiel gebracht hatte. Ausländer auch Europäer, die inzwischen gut 80% der umlaufenden Dollarwerte besitzen, eilen, um ihr Geld in die USA in „Sicherheit“ zu bringen. Sie können dort nichts kaufen, es nur den „systemrelevanten“ Großbanken anbieten, um damit mehr Volatilität für bessere Geschäfte anzufachen. Werte, das heißt Lebensmittel im weitesten Wortsinn (statt fiktiver Schuldscheine in buntester Vielfalt), werden damit nicht geschaffen.
Wäre es anders, hätte der Dollarkurs nach dem Griechenland-Spektakel nicht kräftig angezogen. Man hätte erwarten können, dass Geschäftsleute ihre Dollar, für die sich in den USA kaum noch etwas kaufen lässt, abgestoßen und dadurch der Dollarkurs sinkt. Das hätte der US-Handelsbilanzen, den realen US-Unternehmen und ihrer Belegschaft gut getan. Aber das Gegenteil geschieht dank der Initiativen der systemrelevanten Banken, die Obama in seiner Rede in Toronto weiter zu „unterstützen“ auffordert. Denn ein starker Dollar ist ein starker Hebel im Gerangel um die „Umstrukturierung“ der globalen Finanzarchitektur
Inzwischen gehen die Mittel und Möglichkeiten der Staaten, die noch abgepumpt werden können, zur Neige: „Die Verschuldung hat in vielen Industriestaaten ein nicht mehr tragfähiges Niveau erreicht“, weiß die BIZ in Basel (die intern. Zentrale der nationalen Bankenzentralen) in ihrem jüngsten Jahresbericht. Jetzt sei die rasche Konsolidierung der Staatsfinanzen (Umverteilung der Steuern für den Schuldendienst) und eine Umkehr bei der Geldpolitik, nämlich weg von der Niedrigzinspolitik (damit man an die „systemrelevanten Banken“ höhere Zinsen zahlen und die reale Wirtschaft noch ein wenig mehr belasten darf), das Gebot der Stunde. Dazu seien auch die „strukturelle Reformen“ umzusetzen. Heißt das: den Rentnern die Rente kürzen wie bereits in Griechenland, Bulgarien und Rumänien oder schon die Neue Weltordnung einzuführen. Zur Einschüchterung möglichen Widerstands warnt die BIZ vor einer neuen Finanzkrise im zweiten Halbjahr 2010. „Was wir Ende 2008 und Anfang 2009 erlebt haben, könnte sich durch einen Schock beliebiger Größenordnung wiederholen.“ Ähnlich sieht es die EZB in ihrem Monatsbericht für Mai mit dem Titel „Kurz vor der Apokalypse“. (http://www.sueddeutsche.de/geld/dramatischer-bericht-der-ezb-apokalypse-voraus-1.961222 vom 17.06.2010). „Apokalypsen“ geschehen nur, wenn die systemrelevanten Banken sie zur Durchsetzung ihrer Ziele brauchen und deshalb den Geldhahn zudrehen und damit Milliarden aus dem Verkehr ziehen.
Die Angst davor ist eines der psychologischen Durchsetzungsmittel: man braucht Schocks zur „Umstrukturierung“. Eben noch, am 23.6., machte das Handelsblatt auf Optimismus und ließ sogar den griechischen Finanzminister Girogos Papakonstantinou und seine Kollegin in Spanien, Elena Salgado, im Chor der Experten positives Wachstum und „Wir brauchen den EU-Rettungsfonds definitiv nicht“, melden. Und schon beginnen die Halbgötter („die Märkte“ mit Kopf und Arsch) bereits zu grollen. Der marktbreite S&P 500 verlor bis zum Quartalsschluss 12 Prozent und sank unter die Signalmarke von 1040 Punkten oder der Baltic Dry Index sprang von über 4200 auf 2500 Punkte. Aber was will das schon heißen, wenn man fest an „die Märkte“ der systemrelevante Banken glaubt und der Politik misstraut, weil man misstrauenswürdige Politiker und deren Parteien wählt? Die Märkte sollen‘s richten, weil sie weniger „sozialistisch“ sind! Na denn, sie werden‘s!